Ein neuer Leitfaden betont die Wichtigkeit von weichen Faktoren

NZZ Libro – Basel, im Mai 2019 – Jorge Frey, Eugen Stamm

Wie bereitet man seine Nachkommen auf die Verantwortung vor, die mit einem Erbe einhergeht? Wir wissen viel darüber, wie man ein Vermögen verwaltet. Wie man dieses aber weitergibt und mit welcher Grundhaltung man es verknüpfen kann, damit es zu einem Geschenk wird und nicht zu einer Last, darüber wird kaum nachgedacht. Ein neues Buch geht diesen wichtigen Fragen nach und bietet Anhaltspunkte und Ratschläge. Am 5. Juni 2019 kommt es in den Buchhandel.

«Wissen Sie, hätte mein Vater zu arbeiten gelernt und wäre ich in einer normalen Familie aufgewachsen, dann hätte ich es vielleicht auch zu etwas gebracht.» Kaspar stammte aus einer Familie, die Generationen vor ihm zu Reichtum gekommenen war. Zufällig sassen Kaspar und einer der beiden Buchautoren an einem schönen Nachmittag in einem Strassencafé und kamen ins Plaudern – v.a. Kaspar. Sein Fall steht jetzt als Mahnmal am Anfang des Buchs «Von Geld und Werten». Er zeigt, wie schwierig es sein kann, Vermögen von einer Generation auf die nächste zu übertragen und dass es mit einem Testament nicht getan ist. Viele Faktoren entscheiden über Erfolg oder Misserfolg, allen voran emotionale. «Ein Sprichtwort sagt, dass Geld den Charakter nicht verändert, sondern ihn sichtbar macht», schreiben Jorge Frey und Eugen Stamm im Vorwort.

Reichtum und vorgelebte Werte

«Umso mehr sollte man versuchen, zeit seines Lebens die familären Beziehungen so zu gestalten, dass sie auch nach dem eigenen Ableben intakt bleiben», so Frey und Stamm weiter. Ihr Buch handelt davon, wie man seine Nachkommen lehrt, vernünftig von der finanziellen Freiheit Gebrauch zu machen. Es lebt von den Erfahrungen vermögender Familien, die den Autoren Einblick in ihre Verhältnisse boten: Jorge Frey und Eugen Stamm haben sich mit über 30 Personen aus der ganzen Schweiz unterhalten. «Ihre Offenheit hat uns (…) positiv überrascht.»

«Wissen Sie, hätte mein Vater zu arbeiten gelernt und wäre ich in einer normalen Familie aufgewachsen, dann hätte ich es vielleicht auch zu etwas gebracht.»

«Vermögende werden erst dann zu ehrenwerten Bürgern, wenn sie ihren Beitrag zum Gemeinwohl leisten, sei es durch das Schaffen von Arbeitsplätzen, das Bezahlen von Steuern oder durch philanthropisches Engagement.» Wer die finanzielle Freiheit «nur zu seinem eigenen Vorteil nutzt, schadet nicht nur dem Gemeinwohl, sondern auch seiner Familie,» sind die Autoren überzeugt. «Denn man gibt mehr als nur Vermögen weiter – man vermittelt auch seine Einstellung dazu.»

Wie man beim Vererben Streit vermeiden kann

Die Autoren Jorge Frey und Eugen Stamm zeigen in ihrem Buch, wie brisant das Vererben ist; der sorgenfreie Weg eines Vermögens von einer Generation zur nächsten ist oft von Emotionen blockiert. Alte Verletzungen brechen wegen finanziellen Detailfragen auf, zementierte Rollenmuster zwischen den Kindern führen zu Streitigkeiten, all das zusätzlich zur Trauer. «Entscheidend in der Nachlassplanung sind nicht technische Details, sondern weiche Faktoren wie Emotionen und psychologische Sachverhalte.»

«Kinder, vertragt Euch!»

Ein erklärtes Ziel der Autoren ist deshalb, «vermögende Familien in diesem Prozess gedanklich zu unterstützen und Wege aufzuzeigen, wie eine erfolgreiche Vermögensübergabe vorbereitet wird.» Genauso wollen Frey und Stamm aber die Praktiker sensibilisieren, «die diese Familien in solchen Fragen beraten: Vermögensverwalter, Private Banker, Anwälte, Treuhänder, Psychologen und andere.»
«Die Essenz dessen, was man sich am Ende seines Lebens wünscht, hat eine Mutter einmal in ihrem Testament aufgeschrieben. Als es der Notar eröffnet, liest er nur drei Wörter vor: ‹Kinder, vertragt Euch!›»

Weitere Angaben zu den Autoren finden Sie hier.

Das Buch „Von Geld zu Werden“ können Sie bei NZZ Libro erwerben.

Weiterführende Links: www.familygovernance.ch